Interview: Blot und Mallorn von Svartalfar (AUT)

Band: Svartalfar / Klagenfurt am Wörthersee/Österreich

Noktum (Schwarze Flamme): Seid gegrüßt, danke das ihr beide etwas Zeit gefunden habt mir Rede und Antwort zu stehen. Wie geht es euch? Vielleicht stellt ihr euch erst einmal kurz vor.

Blot: Danke dir zuerst mal für das Interesse an Svartalfar. Und uns geht es derzeit ganz passabel. Unser Album Geisterwerk ist veröffentlicht und findet eigentlich überall sehr guten Anklang. Jetzt hoffen wir natürlich bald auf ein paar coole Konzerte. Zu unserer Band. Svartalfar ist eine österreichische Black Metal Band, die 2000 gegründet wurde und mehrere Alben und Demos im Zeitraum von fünf Jahren veröffentlicht hat und dann ab 2005 auf Eis lag. Seit Ende 2019 gibt’s uns wieder. Ich bin das einzige verbliebene Originalmitglied und war bis zum Hiatus Hauptsongwriter und Gitarrist. Seit dem Comeback spiele ich aber Schlagzeug, Bass und Synthie für Svartalfar.

Mallorn: Ich bin 2004, also kurz vor der Pause, als zweiter Gitarrist zur Band gestoßen und übernehme seit etwa einem Jahr neben den Gitarren auch die Vocals bei Svartalfar.

Noktum (Schwarze Flamme): Ihr habt euch im Jahre 2000 zusammengefunden, 1 Demo und 3 Alben rausgebracht und 2005 war Schluss. Was waren eure Gründe die Band nicht weiterzuführen. Nach 14 Jahren habt ihr euch dann entschieden die Band wieder zum Leben zu erwecken, wie kam es dazu und wer war der Initiator von euch, nochmal anzugreifen?

Blot: Schluss war vor allem, weil unser damaliger Drummer ein Jahr nach Amerika zum Studieren gegangen ist. Auch der damalige Sänger und der Bassist haben mehr Interesse an ihrer Death Metal Band gezeigt. Dadurch blieben nur Mallorn und ich übrig und irgendwie war dann auch ein wenig die Luft raus nach 5 intensiven Jahren. Dadurch wurde der Proberaum auch zu teuer bzw. unrentabel. Ich hab mich dann auch vermehrt um meine damaligen anderen Bands gekümmert und war dann lange mehr im Heavy Rock bzw. Metal Bereich unterwegs. Die Idee, wieder was zu machen, hatte ich schon länger. Aber erst 2019, als wir uns mit Mallorn wieder trafen, wurde es konkret. Wir gingen direkt in den Proberaum und haben die erste Nummer „Flammenhauch“ geschrieben. Da wussten wir, dass der alte Zauber wieder da ist. Wir haben auch probiert die alten Mitglieder wieder zu motivieren, aber leider war eigentlich nur DW, unser letzter Sänger, interessiert. Nachdem wir ewig nach einem motivierten Drummer suchten, bin ich dann einfach aufs Schlagzeug gewechselt. DW hat dann 2021 auch aufgegeben, so dass Mallorn auch die Vocals übernommen hat. Für uns ist es in dieser two man army Konstellation wirklich perfekt und wir sehen derzeit auch keinen Grund das zu ändern.

Mallorn: Als Blot mich 2019 kontaktiert hat, war ich sofort Feuer und Flamme für die Idee, wieder etwas mit Svartalfar zu machen. Ich fand die Umstände, die 2005 zum Hiatus geführt hatten, sehr unglücklich, weil ich damals ja gerade erst eingestiegen war und den Eindruck hatte, dass wir als Band noch viel zu sagen gehabt hätten. Ich habe in der Zwischenzeit immer Musik gemacht, war zwar in keiner Band, habe aber einiges an Material für mein Soloprojekt „Catastrophilia“ geschrieben.

Noktum (Schwarze Flamme): 2019 wart ihr dann wieder da, habt 2020 die Single „Durch Trümmer toter Träume“ und die EP „Vom Niedergang und Neubeginn“ veröffentlicht. 2021 kamen dann noch die Raunacht EP, sowie die gleichnamige Compilation und am Ende des Jahres euer Album „Geisterwerk“, zu dem wir später noch kommen, raus. Wie seht ihr euch als Band nun heute im Gegensatz zu der früheren Zeit?

Blot: Der größte Unterschied ist, dass wir natürlich als Musiker gereift sind. Die alten Alben und Demos haben natürlich ihren Reiz und ihre Aura. Aber wir waren damals wirklich verdammt jung und wussten oft nicht wirklich, was wir da taten. Es war natürlich eine sehr spannende Zeit und ich möchte sie nie missen, aber heute sind einfach super eingespielt und ich habe auch das Gefühl, dass es im Proberaum sei es beim Jammen oder Songs schreiben einfach einen dunkle Verbindung zwischen uns gibt, die dann solche Alben wie RAUNACHT oder GEISTERWERK entstehen lässt. Ein weiterer Aspekt ist natürlich, dass ich früher fürs Songwriting verantwortlich war und heute Mallorn unser Songwriter ist. Er hat natürlich einen ganz anderen Einfluss als ich.

Mallorn: Der Umstand, dass wir seit etwa einem Jahr ein Duo sind, spielt natürlich ganz allgemein eine wichtige Rolle. Dadurch ergibt sich eine ganz andere Dynamik, was das Proben, Songs schreiben und Aufnehmen betrifft, weil wir auf diese Weise sehr fokussiert arbeiten können. Für uns beide hat die Musik einen sehr großen Stellenwert und wir investieren viel Zeit und Energie in die Band.

Noktum (Schwarze Flamme): Jetzt möchte ich mal zu eurem musikalischen und textlichen Schaffen kommen. Wer zeigt sich da von euch beiden verantwortlich oder bringt da jeder seine Ideen und Einflüsse mit ins Boot? Viele Black Metal Bands neigen ja dazu immer mehr verschiedene Einflüsse in ihren Kompositionen zu verarbeiten, so das innerhalb des Black Metal immer mehr Stile entstehen. Wie seht ihr das und wo würdet ihr euch da einordnen. Habt ihr auch bestimmte Bands die euch musikalisch beinflussen?

Blot: Wie oben bereits beschrieben ist Mallorn derzeit für das gesamte musikalische und textliche Schaffen verantwortlich. Ich ergänze nur von Zeit zu Zeit etwas bzw. bringe meine Ideen oder meinen Input beim Proben zum Beispiel ein. Aber das ist derzeit wirklich minimal weil ich der Meinung bin, dass seine Parts bzw. Songs wirklich fantastisch sind. Aber wir diskutieren natürlich auch einzelne Stellen, bzw. Songs, inwiefern sie in unser Konzept passen. Als Schlagzeuger bin ich großer Fan von Gorgoroth´s „Under the sign of Hell“ und somit auch von Erik “Grim” Brødreskift. Für mich ist er ein stark unterbewerteter Drummer, weil andere Schlagzeuger natürlich sich mehr in der Musik profilieren. Ich probiere aber immer genau zu überlegen, was dem Song jetzt dienlich ist bzw. was zur Atmosphäre passen könnte. Das können manchmal anspruchsvollere Sachen sein, teilweise aber auch einfach sehr straighte Sachen.

Mallorn: Für mich ergeben sich die meisten Ideen fürs Songwriting beim Jammen im Proberaum. Natürlich wird dann im Nachhinein noch daran gefeilt, bzw. herumprobiert, aber die grundsätzlichen Melodien und Riffs entstehen zumeist impulsiv, ohne viel Nachdenken. Dabei spielt die spezielle Atmosphäre beim Proben eine wichtige Rolle, aus der Dynamik des gemeinsamen Spielens und Improvisierens ergeben sich 90 % unserer Songs. Ich denke auch, es ist sehr wichtig, sich von Stilrichtungen auch außerhalb von Black Metal inspirieren zu lassen, ganz einfach, weil sonst irgendwann alles gleich klingen würde. Ich höre z.B. viel klassische, bzw. Barockmusik, aber auch Melodic Death Metal und Power Metal und obwohl Black Metal natürlich die Grundlage unserer Musik ist, schlagen sich auch diese Einflüsse im Songwriting nieder.

Noktum (Schwarze Flamme): Kommen wir nun zu euren aktuellen Album „Geisterwerk“, das am 13.Dezember 2021, vor gut 5 Wochen, also noch ziemlich frisch, über das Label Pesttanz Klangschmiede veröffentlicht wurde. Erzählt mal, wie das Ganze von der Idee bis zum Endprodukt ablief und wie die Zusammenarbeit mit Pesttanz Klangschmiede war.

Mallorn: Bereits bei den ersten Songs, die für das „Geisterwerk“ entstanden sind, hat sich gezeigt, dass sie atmosphärisch in eine andere Richtung gehen würden als die von der „Raunacht“-ep. Während „Raunacht“ einen eher straighten, rohen Touch hat, war das neue Material subtiler, hintergründiger, was sich dann letztendlich durch alle acht Nummern hindurchgezogen hat. Wir hatten deshalb relativ bald den Arbeitstitel „Geisterwerk“ im Hinterkopf und mir war klar, dass sich dies auch im lyrischen Konzept widerspiegeln sollte. Ich habe zu der Zeit gerade die Erzählung „Bahnwärter Thiel“ von Gerhart Hauptmann gelesen, die auf den ersten Blick überhaupt keine Horror/Gespenstergeschichte ist. Es geht darin um einen einfachen Arbeiter, der den frühen Tod seiner Frau nicht überwinden kann und nach einem weiteren schweren Schicksalsschlag den Verstand verliert und schließlich zum Mörder wird. Die Art und Weise, wie Hauptmann diese Geschichte erzählt, hat etwas (im wahrsten Sinne des Wortes) unheimlich Abgründiges, dessen Stimmung für mich perfekt zu der Musik, die wir zu dieser Zeit geschrieben hat, passte. Außerdem fand ich es auch sehr reizvoll, sich nicht auf die „üblichen Verdächtigen“ (Poe, Lovecraft, King,..), sondern einen auf diesem Gebiet eher unbekannten Autor zu berufen.

Blot: Also eigentlich wollten wir ja ein anderes Album das komplett geschrieben und teilweise auch schon aufgenommen ist zuerst veröffentlichen. Es beinhaltet 8 Nummern und ist wirklich das Beste, was wir bisher geschaffen haben. Im Herbst waren wir aber in einem so kreativen Prozess, dass es vor allem Mallorn möglich war, ein weiteres grandioses Album zu schreiben. Wir wollten als erstes wieder eine EP machen, haben dann aber doch noch zwei weitere Nummern geschrieben, weil wir es super zum Konzept gepasst hat. Deswegen hat sich das Ganze dann um ein paar Wochen nach hinten verschoben. Der Kontakt mit Pesttanz Klangschmiede lief ganz einfach ab. Wir haben uns bei verschiedenen Labels „beworben“ und Pesttanz waren sofort bereit uns zu supporten. Wir hatten auch Angebote von anderen Labels außerhalb des deutschsprachigen Raums aber um ehrlich zu sein, wir wollten einfach auf ein österreichisches oder deutsches Label, weil dies vieles vereinfacht. Vor allem die Kommunikation ist mit amerikanischen oder britischen Labels oft sehr schwierig. Bis jetzt sind wir sehr zufrieden bzw. Pesttanz gibt sein Bestes um das Album gebührend zu promoten. Wir haben aber jetzt nur mal eine Vereinbarung für dieses Album. Also können wir noch nicht genau sagen, ob zukünftige Sachen von uns wieder über Pesttanz rauskommen oder woanders oder ob wir das vielleicht sogar ganz selber machen. Auf jeden Fall stehen wir jeder Unterstützung bzw. jedem Angebot offen gegenüber.

Noktum (Schwarze Flamme): Es gibt ja bei euch einige sehr gute Bands, wie Harakiri for the Sky, Karg, Ellende, Asphagor, Belphegor usw. und denke das diese in der österreichischen Black Metal Szene fest verankert sind. Wie seht ihr die Szene und wo würdet ihr sie einordnen?

Blot: Also ich muss sagen ich beschäftige mich ja erst seit ca. 1-2 Jahren wieder aktiv mit der (österreichischen) Black Metal Szene. Natürlich höre ich seit knapp 25 Jahren Metal und vor allem Black Metal aber ich war natürlich nicht mehr in der Szene so involviert wie früher. Die genannten Bands von dir kenne ich natürlich alle und ich finde die österreichische wie auch die deutsche Szene haben derzeit wirklich gute und großartige Bands am Start. Ich freue mich schon ein paar live zu sehen bzw. die Bühne mit ihnen zu teilen. An dieser Stelle shout out an Voidstalker, Plaguepreacher, Ancient Mastery, An old sad ghost, Schänder, Scion of Darkness und viele weitere.

Noktum (Schwarze Flamme): Seit 2 Jahren haben wir sehr schwierige Zeiten in denen so gut wie kein Konzert und Festival stattgefunden hat. Dabei sind Live-Auftritte ein wesentlicher Bestandteil fast jeder Band. Da kann man nur hoffen das es dieses Jahr besser wird. Wie ist das für euch mit so einer Situation umzugehen?

Blot: Derzeit natürlich ein sehr schwieriges Thema. Während ich diese Zeilen schreibe, haben wir gerade wieder eine Absage, bzw. eine Verschiebung eines Konzertes bekommen. Das schmerzt dann schon wirklich, weil du bereitest dich ja auch live darauf vor und investiert Energie, Zeit und manchmal auch Geld, weil du Merch herstellst. Zum Glück sind wir ja finanziell nicht auf die Live-Konzerte angewiesen, aber für Bands, die das sind, ist es natürlich extrem kacke. Wir hoffen aber auf ein paar Shows, die wir heuer spielen können bzw. würden wir auch mal gern im guten alten Germanien spielen. Also bucht uns für eure nächste Veranstaltung, hehehe.

Mallorn: Natürlich ist es schade, dass es momentan so schwierig mit Konzerten ist, aber ich denke auch, dass wir aus dieser Not eine Tugend gemacht haben, indem wir uns auf das Songwriting und Proben konzentriert haben, wodurch wir uns als Band auf jeden Fall weiterentwickeln konnten.

Noktum (Schwarze Flamme): Abschließend würde ich noch gerne von euch wissen was zukünftig geplant sei, wenn man in dieser Zeit überhaupt von Planen reden kann.

Blot: Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck am kommenden Album. Dies wird aber nicht vor 2023 erscheinen und es ist vielleicht sogar geplant dieses mal Vinyls zu machen (falls sich die Vinyl Produktion nicht noch verschlimmert mit den ganzen langen Lieferzeiten und Engpässen). Ansonsten haben wir noch zwei neue Songs geschrieben, probieren natürlich unser „Geisterwerk“ zu promoten und hoffen auf einige Live-Konzerte um den Metal Maniacs zu zeigen wie richtiger old school Black Metal from Austria klingt.

Noktum (Schwarze Flamme): Dann bedanke ich mich bei euch für die Antworten und wünsche euch weiterhin viel Erfolg. Die letzten Worte gehören euch.

Blot: Wir bedanken uns natürlich für das Interview und die sehr interessanten Fragen. Es ist immer wieder schön ein Interview auf Deutsch zu führen, weil ich persönlich da mehr das Gefühl habe mich besser verständlich zu machen bzw. auszudrücken. Dir auch viel Erfolg mit Schwarze Flamme und ich finde es super dass du die Bands und die Szene so unterstützt. 🤘

Mallorn: Danke für das Interview. Keep the fire burning!

Links:

Bandinfo: https://schwarzeflamme.de/bandsupport/svartalfar-aut/

Facebook: https://www.facebook.com/thetrveSvartalfar/

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Author: Noktum
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