Interview mit Iratus Nebula
Ich freue mich heute mit den Jungs von Iratus Nebula ein gemeinsames Interview zu veröffentlichen. 2022 brachten „Iratus Nebula“ aus Bayern Ihr Debütalbum „Natur und Seele“ an den Start und es wurden bereits einige Reviews verfasst, und auch die „Frankenpost“ hat über Euch berichtet. Das läuft doch schon ziemlich gut an Euer Projekt.
Beide Bandmitglieder sind keine Newcomer. Manuel Herz-Bischof (Aldaris), ist bei „XIV Dark Centuries“ Drummer und war ehemals bei „Vermin“ involviert. Wolfgang Dreiseitel (Baalberith), schon als Sänger in verschiedenen Bands z. B. „Ableben“ unterwegs, war auch Songtexter und Vocalist bei „Lord Astaroth“. „Iratus Nebula“ wurde bereits weit vor Ihrem Debüt (2014) von Aldaris gegründet.
Am 14.1.2022 war es soweit, dass Beide, Aldaris und Baalberith mit Ihrem „Studio-(Solo)projekt“ gemeinsam in die Öffentlichkeit gingen. Laut der offiziellen Bandseite, entstanden „die ersten fertigen Songs 2018“.
Seid gegrüßt Ihr Beiden !
Aesma Hellia (Schwarze Flamme): Woher kennt Ihr Euch? Wie kam es dazu, dass Ihr Euch zusammen getan habt?
Aldaris:
Baalberith und ich kennen uns schon einige Jahre. Wir sind uns anfangs in der regionalen Szene einige Male über den Weg gelaufen, bis wir schließlich über gemeinsame Bekannte und Freunde den näheren Kontakt zueinander gefunden haben.
Baalberith:
Bei einem gemütlichen Getränkeabend bei einem gemeinsamen Kumpel, haben wir einige Lebensmittel aus der NATUR (Bier/Rotwein) konsumiert UND unsere SEELEN zusammengeschlossen…Aldaris spielte mir schließlich einige Instrumentalversionen seiner Lieder vor. Nach stundenlangen Gesprächen haben wir beschlossen, dass wir zu zweit wohl die ideale Kombination für dieses Projekt sind.
Aesma Hellia (Schwarze Flamme): Ihr habt Euch im ersten Album der Natur gewidmet. Welche Philosophie / Geist steht dahinter? Welche musikalischen Einflüsse hat Euer Album !
Aldaris:
Ich bin der Überzeugung, dass unsere Lebenswelt, die Natur (also alles was nicht vom Menschen geschaffen wurde), in direktem Zusammenhang mit den Seelen aller Lebewesen steht und diese sich gegenseitig beeinflussen. Dies kann man aus mehreren Blickwinkeln betrachten. Der Zustand der Umwelt hat z. B. Einfluss auf unsere Psyche. Seit dem letzten Jahrhundert wird unser Planet massiv geschädigt. -Parallel dazu ist vor allem in diesem Zeitraum ein starker Anstieg an psychischen Erkrankungen erkennbar. Desto weiter sich der Mensch von seinem Ursprung, der Natur entfernt und diese respektlos behandelt, desto mehr verliert er sich selbst.
Nach dem Tod wird der Körper zersetzt und löst sich in grundsätzliche Bestandteile auf, wodurch neue Formen von Leben entstehen. Mit der Seele verhält es sich meiner Meinung nach ähnlich. Alles ist miteinander verbunden und existiert in irgendeiner Form weiter. Diese Idee der Existenz wird auf dem Album „Natur und Seele“ aufgegriffen und verarbeitet.
Wir unterliegen ja permanent irgendwelchen äußeren Einflüssen. So gibt es auch sicher musikalische Einflüsse bei uns. Allerdings kann ich diese nicht konkret benennen, da dies zu keiner Zeit bewusst geschieht. -Eine gewisse Nähe zum Paganmetal ist aber wohl nicht von der Hand zu weisen.
Baalberith:
Über die Texte hat Aldaris ja schon alles gesagt, sie sind ja auch seiner Feder entsprungen. Ich für meinen Teil habe mich gesangstechnisch eher an den alten Helden aus Norwegen orientiert. Ob mir das gelungen ist muss der Hörer selbst entscheiden.
Aesma Hellia (Schwarze Flamme): Warum habt Ihr Euch von den klassischen Themen des Blackmetal’s distanziert? Was sollte aus Eurer Sicht stärker in die Blackmetal-Szene einfließen?
Aldaris:
Ich denke, wir haben uns nicht wirklich bewusst von den klassischen Blackmetal Themen „distanziert“. – Warum wir diese aber tatsächlich bewusst nicht bedienen hat vor allem 2 Gründe:
Blackmetal ist für mich ein sehr emotionales Genre. Daher verarbeite ich in der Musik auch meine persönlichen Gedanken und Gefühle. Es entspricht nicht meiner Lebens- und Gedankenwelt Tod- und Teufel zu besingen. Ich könnte es tun, aber es wäre wohl eben nichts „Echtes“ Emotionales für mich.
Der zweite Grund ist eher banal. Es gibt einfach schon zu viele Bands, die diesen Weg eingeschlagen haben. Für uns war es wenig interessant, diesem überlaufenen Pfad zu folgen.
Es gibt natürlich wieder die Fraktion, die das ganze sehr traditionell sieht und behauptet, dass es kein „echter“ Blackmetal mehr ist, wenn man sich nicht einer bestimmten Thematik bedient. Da in meinen Augen niemand das Recht erworben hat, darüber zu richten was Blackmetal ist, kann ich es mir leisten auf diese Meinung gepflegt zu scheißen !
Was mich schon zum zweiten Teil der Frage bringt, was mehr in die BM-Szene einfließen könnte:
Hier scheiden sich gerade beim Blackmetal wohl die Geister… Musikalisch und konzeptionell würde ich mir persönlich insgesamt mehr Kreativität und den Mut, die traditionellen und etablierten Pfade zu verlassen, wünschen. Ich denke das Genre ist noch lange nicht ausgeschöpft und es gibt trotz der vielen Bands durchaus noch Potential diese Kunstform auf neue interessante Art und Weise zu gestalten, ohne dabei den eigentlichen „Blackmetal-Gedanken“ zu verlieren.
Baalberith:
Ich für meinen Teil liebe okkulte Symbolik und Thematik, kann mich allerdings auch gut mit Aldaris Texten identifizieren und das Thema Natur und Seele ist ja aktueller denn je. Ich persönlich habe nichts gegen “neue” Einflüsse im Blackmetal aber der Grundgedanke sollte nie aus den Augen verloren werden. Mit irgendwelchen durchgestylten Kids die dann Post Blackmetal spielen weil es gerade „trendy“ ist kann ich leider nichts anfangen. Das hat für mich mit Blackmetal nichts zu tun. Vielleicht bin ich aber auch nur zu alt…
Aesma Hellia (Schwarze Flamme): Welche Ansprüche stellt Ihr an Euch und Euer gemeinsames Projekt? Welche Ziele habt Ihr Euch für dieses Jahr gesteckt?
Aldaris:
Wir haben begonnen, an neuen Ideen für ein nachfolgendes Album zu Arbeiten. Da wir, wie schon bei „Natur und Seele“ von der Musik, bis hin zum Artwork alles selbst erstellen, ist ungewiss, wann es fertig sein wird. Der Anspruch ist, etwas zu erschaffen, dass uns qualitativ zufrieden stellt. Wir werden sehen wohin uns der Weg führt….
Baalberith:
Aldaris hat mir schon Aufnahmen des neuen Albums vorgespielt und ich war begeistert, er hat die Songs und den Sound auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Wir probieren natürlich uns songtechnisch und produktionstechnisch weiterzuentwickeln und ich kann sagen das wir auf einem sehr guten Weg sind. Freut euch auf das neue Album….wann auch immer es rauskommen sollte.
Aesma Hellia (Schwarze Flamme): Wie ich gesehen habe, hat Euch die „Frankenpost“ einen Artikel gewidmet. Macht Euch das stolz? Wie verhält es sich in der bayerischen Blackmetal-Szene?
Aldaris:
Grundsätzlich ist es immer angenehm etwas zu lesen, dass wohlwollend geschrieben wurde. Der Artikel in der „Frankenpost“ hat uns sicherlich etwas Aufmerksamkeit verschafft. Tatsächlich Stolz sind wir aber auf die Musik, die wir erschaffen haben, ganz unabhängig davon, was andere darüber schreiben oder denken.
Bayern ist sehr groß und daher auch szenetechnisch für mich nicht überschaubar. Der Raum Oberfranken, also unsere nähere Umgebung hat eine kleine aktive Metal-Szene. Speziell die Blackmetal-Szene (sofern man von einer Szene sprechen kann) besteht überwiegend aus Einzelgängern oder kleinen Gruppen. Blackmetal ist gegenüber anderen Metal-Genres in unserer Gegend eher ungefragt.
Baalberith:
Werbung (auch in der Frankenpost) ist immer gut, der Markt im Blackmetal Sektor ist total überlaufen und viele Bands konkurrieren um die letzten CD Käufer. Es ist extrem schwer CDs zu verkaufen wenn man, wie wir nicht Live spielt. Wenn man bedenkt wie viele hunderte Stunden Zeit und auch viel Geld in so einer CD Veröffentlichung stecken und man dann froh sein muss wenn man sein auf 100 CDs limitierte Auflage verkauft bekommt ist das schon traurig. In den 90ern bis Mitte 2000ern war das noch besser, da hat man noch mehr verkauft aber die heutigen Kids streamen sich ihre Scheiße lieber im Abo über Spotify oder laden sich die Mucke gratis aus dem Netz runter. Und wenn sie doch Mal eine CD kaufen ist es die neue Cradle Of Filth oder Dimmu Borgir bei Nuclear Blast.
Hier in der Hofer Gegend ist Blackmetal recht tot. Es kommt einfach kein Nachwuchs nach, da müssen halt die alten Recken wie wir ran um die schwarze Flamme nicht erlöschen zu lassen.
Aesma Hellia (Schwarze Flamme): Sind schon Konzerte oder Events in Aussicht? Wann und wo werdet Ihr auftreten?
Aldaris:
Wie Baalberith bereits erwähnte, ist Iratus Nebula von vornherein als reines „Studioprojekt“ konzipiert. Daher sind in absehbarer Zeit keine Liveauftritte geplant. (Aber man kann nie wissen, was die Zukunft bringt…)
Baalberith:
Ich lasse mich überraschen was da noch kommt… oder auch nicht.
Aesma Hellia (Schwarze Flamme): Ihr seid derzeit auf Label-Suche, richtig? Hat sich in der Zwischenzeit etwas getan?
Aldaris:
Wir sind nicht wirklich „aktiv“ auf der Suche nach einem Label. (Es kann auch Vorteile haben, unabhängig von einem Label zu agieren.) Wenn ein passendes Label an uns interessiert ist, schließen wir eine Kooperation aber nicht aus. Da sollte aber sowohl menschlich und geschäftlich alles passen. – Eben eine Wellenlänge, die miteinander vereinbar ist. Nur ein Label um des Labels willen brauchen wir nicht. Etwas Konkretes ist derzeit nicht im Gespräch.
Baalberith:
Die großen Labels sind an Bands, die nicht Live spielen nicht interessiert (Darkthrone mal ausgenommen), da sie damit zu wenig Geld verdienen können. Die meisten kleinen Labels sind über Jahre mit ihren Veröffentlichungen ausgebucht und die haben auch nicht unbedingt auf uns gewartet. Dann gibt es noch die kleinst Labels die 100er CD Auflagen machen, bei denen hätten wir bestimmt Chancen auf eine anständige VÖ, aber da kann man das auch gleich selber machen, weil es einem dann auch nicht sehr viel mehr bringt.
Vielen Dank für das gemeinsame interview. Wir wünschen Euch, dass alles gut anläuft und wir bald mehr von Euch zu hören kriegen.
Aesma Hellia