Ich war lange Zeit der Meinung, dass es kein einziges Projekt gibt, bei dem ich die gesamte Diskographie physisch in meiner Sammlung haben muss. Jede Band hat hier und da mal einen kleinen Aussetzer oder startet Experimente, die mir nicht vollständig zusagen. Von diesem Gedanke musste ich mich am 31. Oktober 2020 verabschieden, als ich Mavorim auf der Split mit Ad Mortem entdeckte. Mavorim steht seit dem ersten Release 2015 für überdurchschnittlich einprägsames und qualitativ hochwertiges Klanggut ohne sich zu wiederholen und definierte für mich den Sound des deutschen Black Metals der aktuellen Zeit. Es war mir also vor allem auch ein persönliches Anliegen, ein paar Worte mit Baptist zu wechseln.



Viator:
Anfänglich müssen wir noch einmal einen kurzen Rundumschlag machen. Mavorim besitzt von Beginn an einen sehr eigenständigen Sound. Welche Elemente wolltest du seit der Gründungszeit immer in deinen Songs haben und ziehen sich bis zur Non Omnis Moriar durch? Öfter halten hier z.B. Synth-Elemente Einzug. Ist dir dies wichtig oder kommt es von ganz allein aus dem Bauch heraus? Welche Rolle spielte Trematoda in deiner musikalischen Laufbahn?
Baptist:
Wie du es schon angesprochen hast, kommt es aus dem Bauch heraus. Ich lasse mich von dem leiten, was mich im Inneren beschäftigt und bringe es zu Papier. Bei den Texten war es mir immer wichtig, dass sie ehrlich sind und das was ich denke in einer gewissen Umschreibung zum Ausdruck bringen. Die Synth-Elemente entstehen oft aus einer Laune heraus. Sie sind in meinen Augen kein Muss, aber sie sind sehr dienlich, wenn es darum geht eine zum jeweiligen Lied passende Atmosphäre zu schaffen.
Viator:
Mavorim ist neben einigen paar anderen Bands ein Projekt über das permanent positiv im Underground gesprochen wird. Was glaubst du, woher diese Begeisterung in deiner Musik kommt? Warum ist man dir so positiv gestimmt? Was unterscheidet deiner Meinung nach deine Veröffentlichungen von denen anderer?
Baptist:
Ich selbst bekomme nicht groß mit wie über Mavorim gesprochen wird, weil ich das nicht so sehr verfolge. Des Öfteren erhalte ich Nachrichten von Hörern in denen es heißt, dass mein Output ihnen kraft gibt und sie trotz schwerer Zeiten aufrecht gehen lässt, was mich natürlich sehr erfreut. Ich glaube es liegt mit unter daran, dass meine Texte Thematiken behandeln, mit denen man sich gut identifizieren kann. Ich versuche mit meiner Musik und Lyrik nicht scheinhaft tiefgründig oder erhaben zu erscheinen und ich denke, dass das bei einigen Anklang findet. Wie oft ist es der Fall, dass sich jemand via seiner Band als tiefgründiger Oberlehrer darstellen möchte, dabei doch nur ein
großmäuliger Narr ist, der überall seine geistigen Ergüsse loswerden muss? Leider all zu oft... Was meine VÖ ́s von denen anderer unterscheidet kann ich dir nicht sagen. Ich mache mir über so etwas auch keine Gedanken. Als Antwort würde mir nur ein ganz stumpfes "Die klingen anders" in den Sinn kommen.
Viator:
Ich möchte natürlich auch noch verstärkt auf die Ex Umbra In Solem Boxsets via PTF und Worship Tapes eingehen. Hier finden wir die 4 bisher unveröffentlichten Demos zwischen 2015-2017 vor. Warum haben die qualitativ hochwertigen Demos bis zur Veröffentlichungen des Boxsets nicht das Tageslicht erblickt? Warst du mit diesen unzufrieden? Haben diese nicht in bestimmte Ausrichtungen der Splits und Full-lengths gepasst?
Baptist:
Um diese Frage zu beantworten muss ich etwas weiter ausholen. Ich habe nie Musik mit dem Gedanken gemacht, dass es sie irgendwie passen muss, oder was wohl die Hörerschaft dazu sagen könnte. Wichtig war mir immer nur, dass ich Musik schreiben kann um mir Luft im Inneren zu schaffen. Jedes Demo und auch jedes andere Release, dass aus meiner Feder stammt, ist eine Momentaufnahme, die ich nach Fertigstellung archivierte. Der Gedanke die Demos zu
veröffentlichen kam erst zustande, nachdem ich mit PTF und WT über mein altes Material gesprochen hatte. Das soll natürlich alles nicht heißen, dass ich mich nicht darüber freue, dass die Demos Anklang findet.


Viator:
Die Inlays der Tapes der Demos verraten einem, dass du in dieser Zeit viel Unterwegs warst oder deine Inspiration teilweise aus unterschiedlichen Aufenthaltsorten ziehst. "Das große Tor" basiert auf Besuchen im Osten. "Teufel und Pest" entstand nach deiner Rückkehr in die Heimat. "Aus der Dunkelheit" wurde in der Zeit verfasst, als du den Norden verlassen wolltest. "Quälen, Zerreissen, Vernichten" kämpft wiederum wieder mit Ausbruchsgedanken. Welche Lebenswege hast du hier beschritten? Standest du im
Konflikt zwischen dem Fernweh und dem Wunsch zu Hause zu sein?
Baptist:
In den Zeiten, in denen ich die Demos geschrieben habe sind wirklich viele Dinge passiert, die ich im Rückblick selbst manchmal kaum glauben kann. Diese Geschehnisse waren der Grund dafür, weshalb ich keine längere Zeit an einem Ort zubringen konnte. Ich wollte einfach nur "weg". Es war bei weitem nicht alles schlecht in diesem Abschnitt meines Lebens, es gab auch viele Ereignisse, die ich bei weitem nicht missen möchte und an die ich sehr gerne zurückdenke.
Viator:
Aus persönlichen Gründen möchte ich über die Split mit Ad Mortem sprechen. Dein Beitrag zu diesem Werk sind meiner Meinung nach die stärksten Songs deiner kompletten Diskographie. Eingängigkeit gepaart mit Komplexität und dem sparsam eingesetzten Klargesang, der für Gänsehaut sorgt. Ist für dich die Split ein eben so besonderes Werk oder sticht für dich keines deiner Werke heraus?
Baptist:
Für mich ist die Split unter anderem etwas besonderes, weil ich sie mit Ad Mortem gemacht habe. Das war ein großer Wunsch von mir, weil ich deren Musik großartig finde und jeden einzelnen dieser Verrückten sehr schätze. Im Grunde trägt für mich jedes Werk eine Besonderheit für mich, was aber eher an den Texten und deren Bedeutung liegt.
Viator:
Was gibt dir das Projekt Mavorim zurück? Ist es für dich einfach Beschäftigung, um dich musikalisch auszuleben? Dient es dazu deine Meinung zu verbreiten? In welchem Kontext stehen hierzu Atronos und Eisenkult? Verfolgen diese Nebenprojekte einen anderen Ansatz?
Baptist:
Natürlich ist Musizieren für mich unter anderem auch eine willkommene
Freizeitbeschäftigung. Wenn ich musiziere, kann ich mich entspannen und dem Alltag wenigstens für eine gewisse Zeit entfliehen. Bei Mavorim ist es speziell die Möglichkeit meiner Wut, meinen Sehnsüchten, Träumen und Gedanken einen Platz zu geben. Wenn sich die Hörer damit identifizieren können und meine Musik sie durch den Wahnsinn ihrer Umwelt begleitet, ist dies natürlich sehr erfreulich. Atronos und Eisenkult stehen mit Mavorim in keinem Kontext. Es handelt sich bei beiden um eigenständige Kapellen, die eigene Ansätze verfolgen und weit von dem Begriff "Nebenprojekt" entfernt sind.
Viator:
Gibt es etwas, was du zukünftig am Klangbild von Mavorim noch verändern möchtest oder bist du mit deiner Marschrichtung im Reinen und möchtest diese fortführen?
Baptist:
Soweit bin ich mit dem Klangbild zufriden. Eine kleine Veränderung wird es hier und da sicher mal geben, aber dann auch gewiss keine 180° Wende.
Viator:
Da du einen recht kontinuierlichen Output hast, stellt sich natürlich die Frage ob schon etwas neues in der Entstehung ist? Bist du der Meinung das du musikalisch eine Pause brauchst? Bist du erschöpft von der vielen Arbeit, die hinter den Veröffentlichung steckt?
Baptist:
An neuem Material arbeite ich immer, weshalb ich deine erste Frage mit ja beantworten kann. Wenn es um Musizieren geht, bin und war ich bisher noch nie erschöpft. Solange es etwas zu sagen gibt, mache ich weiter.
Links zu Mavorim:
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Metal Archives: https://www.metal-archives.com/bands/Mavorim/3540404336
Merch/Tonträger: https://shop.purity-through-fire.com/en/advanced_search_result.php?categories_id=0&keywords=mavorim&inc_subcat=1
Tapes aller Releases: https://worshiptapes.de.tl/