Ende 2020 wurde überraschenderweise ein Album von einem komplett neuen Projekt angekündigt, welches mit Count Revenant als Gründungsmitglied und als Flaggschiff des deutschen Undergrounds, bereits von Anfang hohe Erwartungen schürte. Wir wurden nicht enttäuscht. Vampirismus, roher Sound und melancholisch leiernder Synth machten aus einem kleinen Lockdownprojekt eine Schwarze Perle, die am besten in völliger Dunkelheit genossen werden sollte. Mit “Vampiric Wrath Unleashed” steht bald ein neuer Sargdeckel an. Es wird Zeit, dass die “Schwarze Flamme” etwas Licht ins Dunkel bringt.
“He who invokes the night, still dwells in the dark. The one who wanders the path, shall never see the light.”



Viator:
Eine ziemlich standardisierte aber auch jedesmal spannende Frage ist, was dich sowohl als Musiker, als auch als Hörer am Black Metal überhaupt fasziniert und warum dies für dich ein so besonderes Genre ist?
Count Revenant:
Puh, wo soll ich da anfangen...
Zum Black Metal bin ich eigtl. erst über Gerüchte und Gespräche damals in der Schule und im Freundeskreis gekommen. Damals hieß es ja noch, BM sei das "Böseste", was man sich so geben kann, alle Musiker wären Satanisten, Mörder, Verbrecher und all sowas. Und damals in jungen Jahren hat man ja noch alles aufgesogen, was in irgendeiner Art böse, gefährlich oder anstößig war.
Ich weiß noch ganz genau, als ich mir in frühen Teeni-Jahren dann diesen "Black Metal" mal bewusst angehört habe und tatsächlich etwas verblüfft war, denn diese Musik war gar nicht so rabiat, wie ich sie mir bis dato vorgestellt hatte.
Mein erster BM Song, den ich mir angehört hatte, war Dunkelheit von Burzum (ganz klischeehaft haha) und ich denke mal, es ging beim "Einstieg" in diese Musik vielen wie mir... denn ich saß tatsächlich erstmal da und dachte mir, was zur Hölle ist das für ein Sound?! So etwas hatte ich zuvor noch nie gehört.
Aber dann mit einsetzen des Keyboards hatte mich der Song voll gepackt und von da an ging's weiter...
Was mich schon früh am BM fasziniert hatte, neben den Äußerlichkeiten und dem "bösen" Image, war die morbide Schönheit in der Musik ansich - Ich meine damit die Schönheit in der Hässlichkeit.
Eine raue Tonaufnahme, schepperndes Schlagzeug, Gesang bei dem man kaum etwas, außer wütendem Gekotze versteht, aber alles mit einer wunderschönen, einprägsamen Gitarrenmelodie (oder im Fall von Dunkelheit das Keyboard).
Diese Melodien.... die Riffs, die einem tagelang im Kopf bleiben. Jeder kennt das und genau DAS war, bzw. ist es, was mich am Black Metal so begeistert.
Viator:
Gern möchte ich auch zunächst noch etwas auf deinen Werdegang als Musiker im allgemeinen eingehen. Bekanntermaßen bist du ja bereits seit 2011 durch Sarkrista sehr im deutschen Black Metal unterwegs. War Sarkrista dein Startschuss als Musiker oder gab es noch weitere vorherige Projekte, in denen du deine Leidenschaft ausgelebt hast?
Count Revenant:
Vor Sarkrista hatte ich noch eine BM Band (die man aber eher als Schülerband bezeichnen könnte) und ein Solo Projekt, die aber beide nicht weiter erwähnenswert sind.
Im Nachhinein ist es mir auch schon fast peinlich, was man damals fabriziert hat, doch jeder fängt mal an und verbessert sich.
Mit Exesor hatte ich damals endlich einen Mitmusiker gefunden, der wirklich genauso tickt wie ich und seit 2011 werkeln wir zusammen an Material für Sarkrista.
Viator:
Ende 2020 tauchte auf einmal ein neues Projekt von dir auf. So wie ich mich erinnere, kam dies als Außenstehender relativ spontan direkt mit der Albumankündigung für "Necuratul". Warum hast du mit Anzillu beschloßen ein neues Projekt zu gründen? Kannst du uns etwas näher ausführen, wer Anzillu ist und woher du ihn kennst?
Count Revenant:
Das Projekt Order of Nosferat kam eigtl. eher durch Zufall zustande. Ich hatte in der Lockdown Phase ein paar Songs aufgenommen, die ich eigtl. für Sarkrista oder Slagmark verwenden wollte.
Zu dieser Zeit lief bei mir auch sehr sehr viel Dungeon Synth und ich hatte mich auch bereits an einigen Liedern aus diesem Bereich versucht.
Ich muss auch dazu sagen, dass zu ich zu dieser Zeit des Lockdowns durch Home Office und Schließung des Gyms sehr viel Zeit und Langeweile hatte. Zeitgleich kamen auch noch, wie bei Vielen, eine große Einsamkeit und fast schon depressive Zustände und Gedanken hinzu.
Nun hatte ich mehrere BM Songs und ein paar Dungeon Synth Songs beisammen und dachte mir, ich versuche einfach mal diese Songs zu kombinieren... und quasi so entstand dann das Necuratul Album.
Anzillu kannte ich bereits durch meine damalige Mitgliedschaft bei Sarastus. Da ich wusste, dass er ein ebenso ruheloser Musiker ist, fragte ich ihn dann einfach, ob er nicht Lust & Zeit hätte, bei den Songs das Schagzeug einzuspielen... was er auch direkt in den nächsten Tagen tat.
Wir wollten das Necuratul Album eigtl. auch erst nur als Demo veröffentlichen, aber PTF hat's dann doch gleich als Album rausgehauen und es kam, ehrlich gesagt, viel VIEL besser an, als ich es je gedacht hätte.
Viator:
Interessant zu wissen wäre natürlich auch, warum ihr euch für die Thematik des Vampirismus entschieden habt. Was fasziniert euch an dieser düsteren Welt, in die ihr die Hörer mitnehmen wollt?
Count Revenant:
Ich konnte mich einfach sehr gut in die Person von Orlok reinversetzen:
Ein Wesen, welches in einer düsteren Welt allein in seiner Burg lebt, nachtaktiv ist und eine große Sehnsucht nach Liebe, anderen Orten und besseren Tagen hat.
Das mag jetzt sehr melodramatisch klingen und ist eigtl. auch überhaupt nicht meine Art, aber wer im Lockdown wochenlang in trister Eisamkeit allein zu Hause gesessen- und nur sehr wenig Kontakt zu Leuten hatte, weiß, wie es einem da teilweise ergeht und was für Gedanken man entwickelt.



Viator:
Was oder wer ist der "Order of Nosferat"? Ich habe mir ebenfalls die Innenlays der bisherigen 3 MC-Releases noch einmal angeschaut. Alle sind mit gewissen Botschaften versehen, die eine Widmung der Musikstücke an "The one who wanders the path, shall never see the light" erkennen lassen. Dies lässt eine starke Melancholie vermuten. Sind diese Wesen trotz Ihres "unheimlichen" Rufes zu bemitleiden?
Count Revenant:
Ja, Melancholie ist hier tatsächlich das Stichwort, denn die meisten der bisherigen Lieder sind spät Abends oder Nachts entstanden, als mich die Schlaflosigkeit wieder gepackt hatte.
Die Melancholie in dunklen Nächten und Sehnsucht nach schöneren Tagen waren oft ausschlaggebend für viele Songs, weshalb "Plague Bearer" und "Nachtmusik" auch sehr persönliche Alben sind.
Bei den meisten Songs habe ich mich damals einfach hingesetzt und das geschrieben/rausgelassen/aufgenommen, was mir grad so in den Sinn kam.
Man kann schon fast sagen, dass mich dieser Zustand unglaublich kreativ gemacht hat, denn zu dieser Zeit habe ich fast jeden Tag mehrere Sachen aufgenommen bzw. an mehrern Sachen gearbeitet und immer wieder neue Ideen gehabt... das lässt auch die Anzahl der bisherigen Veröffentlichungen erklären.
Viator:
Musikalisch ist alles sehr traditionell gehalten mit dem von mir geliebten finnischen Grundstruktur. Eine Besonderheit sind aber vor allem die sehr atmosphärischen Synth-Einspieler, die sich mit den kalten harschen Songs abwechseln. Warum strukturiert ihr eure Alben auf diese Weise und wird dies auf dem neuen Album wieder der Fall sein? Was kannst du uns über das neue Album verraten?
Count Revenant:
Die Idee mit den "Synth-Einspielern" kam damals mit dem Kombinieren der bereits aufgenommenen, aber dennoch unterschiedlichen Songs.
Ich fand die Abwechslung recht passend, dass ein Black Metal Song immer von einem Dungeon Synth Song gefolgt wird und dies wird auf den kommenden Alben wohl auch beibehalten. Diese Art der Abwechslung rundet, meiner Meinung nach, die Alben ganz gut ab und schafft zusätzlich noch mehr Athmosphäre.
Viator:
Warum ist für euch der raue und kalte Sound so wichtig in diesem Projekt? Was versucht ihr dem Hörer hier zu vermitteln? Soll dies auch ein Aufruf zur traditionellen Spielweise und Themen an andere Bands sein? Dies lässt sich auch gewissermaßen aus den Innenschriften des ersten Albums herauslesen.
Count Revenant:
Für mich ist dies einfach der Sound, der zu dieser Art von Musik am besten passt.
Irgendein überproduzierter Kram würde der Gesamtatmosphäre sicher nicht gerecht werden, also nach meiner Ansicht.
Ich wollte schon diesen düsteren, rauen Sound haben, der nach alter Platte klingt und vll. sogar etwas leiert... ja und jetzt klingt's halt so.
Viator:
Da ja leider aufgrund von verschiedenen Umständen die ersten Liveauftritte dieses Jahr für euch nicht möglich waren, stellt sich die Frage, ob der Wunsch nach Livepublikum noch besteht und ob vielleicht sogar schon etwas geplant ist?
Count Revenant:
Ja, das wir in deisem Jahr gleich beide Auftritte absagen mussten hat mich sehr geärgert.
Doch wir waren leider durch krankheitsbedingte Ausfälle und damit verschobene Proben, nicht ansatzweise so gut vorbereitet, wie ich es gern gehabt hätte.
Heißt, wir hätten niemals ein vorzeigbares Live Set spielen können und daher habe ich mich lieber dazu entschieden, beide Gigs abzusagen, bevor man Schrott präsentiert.
Geplant ist bisher nichts, aber wer weiß, was die Zukunft bringt...
Links zu Order of Nosferat:
Facebook: https://www.facebook.com/Order-of-Nosferat-101630385169968/
Metal Archives: https://www.metal-archives.com/bands/Order_of_Nosferat/3540482535
Bandcamp: https://orderofnosferat.bandcamp.com/
Merch/Tonträger: https://shop.purity-through-fire.com/de/advanced_search_result.php?categories_id=0&keywords=order+of+nosferat&inc_subcat=1
Zur Info: Wir haben freundlicherweise bereits Zugang zum neuen Album erhalten und werden euch sehr zeitnah bereits mit einer Review versorgen.