“Drudensang” hat sich von einem Geheimtipp, zu einer festen Größe im deutschen Underground etabliert. Der Release Ihres letzten Langspielers “Tuiflsrijtt” wurde fast durchgängig mit positiven Reviews überhäuft und in einigen Fällen zum Black Metal Album des Jahres gekrönt. Also gingen wir ein paar Schritte in den bayrischen Wald hinein, um ein besseres Verständnis für die Mystik des Projekts zu erhalten.


Viator:
Drudensang hat sich im Jahre 2013 im bayrischen Wald gegründet und ist auch bis heute dort ansässig. Was verbindet euch mit dieser Gegend? Sind es tiefe Kindheitserinnerungen, ist es die Mystik, die ihr auch in euren Songs thematisiert oder gibt es hier noch weitere Gründe? Hattet ihr je das Bedürfnis aus dieser Gegend auszubrechen?
Krámpn:
Nun, es gibt so manches was uns mit dieser Gegend verbindet aber am stärksten ist es die Mystik, die Bindung zur Natur und den magischen Orten, die uns ihre Fesseln anlegen.
Sie sind die Quellen aus denen wir Tag für Tag Kraft schöpfen und eine Macht besitzen, welche vehemente Auswirkungen auf uns, unsere Atmosphäre und Energie besitzen, was sich natürlich auch in der Musik widerspiegelt.
Unsere Heimatumgebung und ihre eher unbekannten Mythen , lösen etwas in uns aus, was sonst nichts schafft, was wir auch versuchen in unserer Musik zu verkörpern, aufzuarbeiten, zu intensivieren, aber auch in gewisser Weise zu erhalten und abrufbar zu machen.
Natürlich verspürt man stetig den Drang auszubrechen, da die hiesige Gesellschaft eher konservativ veranlagt und extrem mit christlichen Dogmen infiziert ist, aber genau das passiert ja spirituell über das oben beschriebene. Das Bedürfnis unsere Heimat rein physisch zu verlassen haben wir sicher nicht!
Viator:
Wie gestaltete sich die Gründungszeit der Band? Wart ihr vorher bereits in anderen Projekten unterwegs, die euch zur Gründung der Band verleitet haben? Waren diese Vorzeiten auch schon von Sagen und dunklen Ritualen geprägt? (wenn nicht musikalisch, vielleicht im privaten Bezug?)
Krámpn:
Das Fundament bildete damals das 2009 gegründete Projekt Blackhorned Wargoat bzw Ravnsvart, mit der Intension schnörkellosen und rohen Black Metal umzusetzen.
Die Texte waren bereits zu der Zeit geprägt von okkulten und antichristlichen Themen.
Natürlich haben uns auch diese Sagen und Rituale inspiriert, aber wir haben dies damals noch nicht so intensiv in die Musik einfließen lassen.
Als nach der ersten Demo "In den fängen der Kälte" sich unsere Wege trennten, formierte ich die Band 2013 schließlich neu und beschloss dieses Konzept noch mehr zu vertiefen.
Viator:
Ich wollte noch einmal nachschauen was "Drudensang" eigentlich ist. Ich meine mich zu erinnern, dass es sich dabei um eine albtraumhafte Gestalt handelt, die einem in der Nacht das fürchten lehrt. Leider finde ich dazu nichts im Internet. Könnt ihr hier meine Erinnerungen eventuell wieder etwas auffrischen und uns alle etwas aufklären?
Krámpn:
Der Name Drudensang setzt sich zusammen aus der "Drud", ein hexenartiges Wesen aus dem Bayrischen Wald und
"Sang", was ein altdeutsches Wort für Fluch ist und deutet für Klagen und/oder Schrei im heutigen Sprachgebrauch.
Druden sind teuflische Geister, Dämonen, welche an der wilden Jagd teilnehmen und sind vergleichbar mit einem Nachtmahr.
Sie nehmen die Seelen von Jungfrauen in Besitz, können sich nachts von ihrem Körper abspalten und die Gestalt von Tieren, Menschen oder anderen Dingen annehmen.
Dadurch können sie Häuser betreten, wo sie ihre wahre Form annehmen, sich auf die Brust schlafeneder Opfer setzen und Alpträume, Atemnot und Beklemmungen verusachen, welche meist bis zum Tod führen.

Viator:
In der letzten Ausgabe des "Pestboten" habt ihr bereits schon etwas über Krampus, Perchten und Rauhnächte aufgeklärt. Dies wollen wir nicht noch einmal zu weit vertiefen, allerdings würde mich interessieren, in wie weit die Rauhnächte verbracht werden? Welche Bräuche führt ihr hier selbst noch durch? Was macht diese Zeit mit euch und welchen Hintergrund haben diese Nächte?
Krámpn:
Ein zentraler Aspekt ist der Krampus - und Perchtenbrauch, welchen wir auch ausleben.
Hier ist aber klar zu verstehen, dass die Krampen nicht zu den Rauhnächten gehören und damit überhaupt nichts zu tun haben.
Zwischen den Jahren, ab dem 20./21. Dezember, der ersten Rauhnacht, bis zur Perchtnacht am 5./6. im Eismonat, schlüpfen wir selbst in diese Rollen der Rauhnachtsgestalten und zelebrieren die Perchtenrituale.
Diese Zeit der Magie und Mystik, nutzen wir hauptsächlich, um in uns zu kehren, Kraft zu schöpfen, neue Einflüsse zu sammeln, welche wir musikalisch bei Drudensang wieder einfließen lassen können und um uns neu auszurichten.
In der Zeit vorher, ab Anfang Dezember, nehmen wir als Krampus an verschiedenen bzw gewählten Läufen teil, was die Quelle unserer Inspiration ist, denn sobald wir Fell und Maske angelegt und diese Raserey entfesselt haben, fließen Ideen und Energie für neue musikalische Werke.
Viator:
Nun aber einmal zum musikalischen Schaffen. Am 30. April kam euer neues Album "Tuiflsrijtt" raus. Es huldigt die 2. Welle des Black Metal und und besitzt einen angenehm rohen Sound. Wie wichtig ist euch die Bewahrung von Traditionen in musikalischer Hinsicht? Glaubt ihr, ihr könntet die Sagenwelt auch über einen "aufgelockerten" Sound vermitteln?
Krámpn:
Das einzige, was wir "vermitteln" wollen, sind die Ziele, auf die unsere Musik ausgerichtet ist.
Drudensang ist kein vorgegebenes Konzept, das auf Mustern und Absichten basiert, sondern ein magischer Ausbruch von Leidenschaft, Gewalt und Befreiung.
"Bewahrung" und "Tradition" sind Dinge, die uns auf persönlicher Ebene tief beeinflussen, was dadurch indirekt in unsere Musik einfließt.
Am Ende muss das Gesamtwerk so umgesetzt werden, dass es Drudensang in jeder Hinsicht widerspiegelt, ob Atmosphäre, Melodien, Rauheit etc.
Wir haben immer klare Vorstellungen und Visionen im Kopf und jedes noch so kleine Detail ist durchdacht und hat Relevanz, von daher ist es schier unvorstellbar, gerade diesen Inhalt von "Tuiflsrijtt" mit einen anderen Sound umzusetzen, aber die Welt der Teufelssagen ist groß und wer weiß, welcher Sound zu den nächsten Werken passt, welche wir vertonen werden.


Viator:
Ihr habt dieses Jahr auch 2 Musikvideos veröffentlicht, unteranderem auch das augenscheinlich sehr aufwendige Video zur "Raserey der Krampen". Könnt ihr uns hier erzählen, welche Geschichte uns das Musikvideo erzählt? Schaut ihr euch zur Inspiration viel in alten Sagenbüchern um oder sind einige Geschichten bereits durch Erzählungen in euren Köpfen?
Krámpn:
Nun, die Geschichte um "Rasery der Krampen" reflektiert das Feuer und den Wahn der bestialischen Gestalt.
Das kochende Blut in seinen Adern und das Verlangen nach Fleisch und Qual, schürt das Feuer seiner Wut.
Für uns ist seine ungezügelte und chaotische Wut ein Symbol für das unterbewusste individuelle Streben nach Freiheit.
Diese Gedanken wüten bereits in uns, da wir uns jedes Jahr auch aufs neue in dieser Rolle befinden und die Krampen verkörpern.
Für uns ist das der beste Weg, um auf die Energie für Inspiration zuzugreifen, folglich warten diese Ideen nur darauf verwirklicht zu werden.
Viator:
Welche Bedeutung rechnet ihr den auch hier zu sehenden Masken zu? Drückt jede einzelne Maske auch noch einmal etwas spezielles aus? Meines Wissens nach werden diese auch von Hand geschnitzt. Besitzt ihr privat solche Masken und wie wichtig ist euch, dass diese in Handarbeit hergestellt werden?
Krámpn:
Das gesamte Outfit und die Masken im speziellen, haben für uns eine sehr große Bedeutung. Genauso wie die Musik die wir machen, helfen sie uns dabei, tief in uns sitzende Gefühle und Facetten unserer Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen, die wir oft im Alltag unterdrücken müssen.
Jede Krampe assoziiert natürlich den Teufel, im Video von "Raserey der Krampen" ist der mächtigere, rote Krampus als Oberteufel zu verstehen.
Natürlich unterscheidet sich jede Maske individuell durch ihre Mimik und eine Maske, ohne Ausdruck wäre nur ein totes Stück Holz.
Selbstverständlich besitzen wir privat einige Masken und Felle, und lassen uns jedes Jahr neue anfertigen.
Dies sind alles Einzelstücke und werden ausschließlich von Hand aus Zirbenholz oder mit einem speziellen Gießverfahren aus Aluminium gefertigt.
Viator:
Was ist zukünftig noch für Drudensang geplant? Denkt ihr, dass ihr eure Gedanken bald alle vertont habt oder ist diese Quelle unerschöpflich?
Krámpn:
Wir gehen Ende Februar auf Europatour und haben die Unterstützung von Total Hate, Whiskey Ritual und Amystery.
Gleichzeitig entsteht ständig neues Material.
Wir haben nicht wirklich Pläne oder ähnliches.
Wir schreiben, weil wir müssen.
Weil unsere Herzen uns sagen, dass sie, dass wir explodieren, wenn wir nicht schreiben.
Deshalb schreiben wir, weil wir dafür existieren.
Unsere Quellen sind also unerschöpflich!
Links zu Drudensang:
Facebook: https://www.facebook.com/Drudensang
Instagram: https://www.instagram.com/drudensang/
Metal Archives: https://www.metal-archives.com/bands/Drudensang/3540369476
YouTube: https://youtube.com/@BavarianKrampusArtsPromotion
Website: https://www.drudensang.de/
Bandcamp: https://drudensang.bandcamp.com/
Folter Records: https://folter666shop.de/de/advanced_search_result.php?keywords=drudensang&inc_subcat=1
Spotify: https://open.spotify.com/artist/3x7ah9kIgBeUhHKMmVAiD1